Ladakh – im Reich des Schneeleoparden

Bei einem Rundgang durch den Tierpark „Wilhelma“ in Stuttgart mit meinen Enkeln ist der Besuch des Schneeleoparden- Geheges für uns alle immer ein Höhepunkt! Ob wir je erleben könnten, wo diese faszinierenden, fast mystisch anmutenden Tiere zu finden sind?

Ja, ich durfte es erleben und bin, um es gleich vorweg zu sagen, unendlich glücklich darüber! Seit mehr als vier Jahren stand dieser Plan, der aber immer wieder durch Umstände wie Corona zunichte gemacht wurde.

Schließlich hat es mit Geduld und vereinten Kräften doch geklappt, und so sind wir am 03.03.2024 frohgemut und wohlgelaunt nach Delhi geflogen. Lärm, Schmutz und unablässiges, sinnbefreites Dauerhupen sind seit meinem letzten Besuch in dieser Stadt nicht besser geworden und die Abfertigung für den Inlandsflug nach Leh war auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig….

Dafür aber war der fliegerisch anspruchsvolle Anflug auf Leh mit Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya vom Feinsten und gab einen ersten, spannenden Hinweis auf das, was uns erwartete.

Und wie freundlich und aufmerksam wir erwartet wurden! Mit einem höflichen „Namaste“ schmückte man uns zur Begrüßung mit einer Khata, einen Seidenschal und bewies uns damit nach alter Ladakher Tradition, dass wir besonders willkommene Gäste seien.

In unserem mitten im Städtchen liegenden, familiär geführten Hotel fühlten wir uns schnell wohl.

Mit dem Stadtrundgang am nächsten Morgen wird’s nichts, die hoch über Leh aufragende Shanti Stupa muss warten. Wir erhalten die Nachricht von unserem Camp im Rumbak Tal, dass es dort eine Schneeleoparden-Sichtung gibt!

Foto-Geraffel packen, warme Klamotten anziehen, rein in die sauber geputzten Autos und los geht’s. Sehen wir schon heute unseren ersten Schneeleoparden? Nach knapp 2 Stunden sind wir in dem Hochtal auf 3 800 m angekommen, dort wo wir uns die nächsten 7 Tage in dünner Luft und in eiskalten Nächten vergnügen werden.

Unsere beiden Chef-Spotter, ausgestattet mit modernen Swarovski-Spektiven haben ganze Arbeit geleistet. Die entdecken das Kackhäufchen eines Leos aus 3 km Entfernung!

Mit bloßem Auge kaum sichtbar, machen wir von unserem ersten Schneeleoparden schon recht ordentliche Bilder. So darf‘s weiter gehen!

Am nächsten Tag richten wir uns in unseren perfekt aufgebauten Zelten ein und begutachten die bereitgestellten angenehm dicken militärischen Doppelschlafsäcke, die auf sehr kalte Nächte schließen lassen. Aber keine Sorge – abends zur Wunschzeit gibt es für jeden von uns eine heiße Wärmflasche zum Einschlafen!

Wir genießen einen Service, wie er in einem 5* Hotel nicht besser hätte sein können. Schmackhaftes, reichhaltiges und abwechslungsreiches Essen, das uns am Tag hoch zu unseren Beobachtungsplätzen gebracht wird, auch noch dann, wenn wir mehrere Stunden vom Camp entfernt sind! Heiße Tücher für Gesicht und Hände, weiße Handschuhe unseres „Buttlers“, der uns jeden Wunsch von den Augen abliest, sind Ausdruck einer großartigen Gastfreundschaft!

Wir haben Glück und erleben spannende 8 Schneeleoparden-Sichtungen, die wir einzig und allein unseren unermüdlich spähenden Beobachtern Namgyal und Chamoa zu verdanken haben.

Ein Ereignis aber möchte ich extra erwähnen, das den anstrengenden, aber bestens organisierten Aufenthalt in dieser wunderschönen Gebirgslandschaft zu einem wahren Höhepunkt geraten ließ:

Mitte der Woche wanderten wir ca. 3 km auf schmalem Fußpfad zur völlig abgelegenen Ortschaft Rumbak, die aus nur 9 Häusern besteht. Dort hatten wir während unserer Mittagsrast mit einem aufgeweckten, quirligen jungen Dorfhund im Schnee gespielt.

Am nächsten Tag waren sowohl unsere Kameras, als auch die einer kleinen französischen Fotografengruppe und eines europäischen Filmteams auf einer Anhöhe oberhalb unseres Camps aufgestellt, um einen Schneeleoparden in großer Entfernung mit unseren Objektiven in der auf der anderen Talseite liegenden Felswand zu beobachten. So ging das über mehrere Stunden, ohne dass sich der Leopard auch nur einen Millimeter bewegte.

Dann war unser kleiner Hund aus Rumbak plötzlich wieder da und begrüßte uns mit lautem Bellen. War es die Wiedersehensfreude oder Übermut, jedenfalls raste dieser wie angebrannt im Talgrund ständig hin und her.

Irgendwann bewegte sich das winzige Pünktchen ganz weit oben in der Felswand!

Unser Leopard machte sich auf den Weg ins Tal – direkt in unsere Richtung!

Ich will’s kurz machen: Spät realisierten wir, dass unser Hundchen in Gefahr war. Der kläffte unermüdlich weiter und raste die Anhöhe hoch, nicht weit von uns entfernt. Es kam, wie es kommen musste. Der Leopard war bereits da und pirschte sich plötzlich mit großer Geschwindigkeit in gerade mal 15 m Entfernung an uns vorbei nach oben. Ein paar schnelle Sätze und unser Hundchen war geschnappt!

Während des Kampfgeschehens kullerten beide ineinander verkrallt an uns vorbei nach unten. Wir wagten kaum zu atmen. Aus irgendeinem Grund war der Hund plötzlich wieder frei und raste schwerverletzt wie ein Verrückter ins Tal! Unser Leo setzte sich völlig konsterniert wenige Meter von uns entfernt auf seinen Hintern. Unsere Kameras rauchten!

Ich glaube, ich brauche mich nicht zu schämen, wenn angesichts dieser etwa 30 Minuten andauernden Dramaturgie bei einigen gestandenen Frauen und Männern Tränen in den Augen standen….

Stunden später erhielten wir die Nachricht, dass unser junger Hund (ich hatte ihn nach meinem jüngsten Enkel Felix „getauft“) in einer Tierstation angekommen war und trotz schwerer Bisswunden überleben wird. Ach ja – und Felix ist ein Mädchen und zwar ein ganz mutiges!

Sie wird meine „Felix“ bleiben, hat sie uns doch die unglaublichsten Fotos beschert!

Es war unser Ziel, diese fast unsichtbare extrem scheue Katze, wenn auch aus größerer Distanz, sehen und fotografieren zu dürfen. Das haben wir erreicht, aber die 7 Tage auf der Rumbak-Hochfläche waren auch wegen der vielen anderen Tiere (Luchs, Wölfe, Lämmergeier, Blauschafe…) für uns alle eine großartige Erfahrung!

Die wackere „Felix“ hat es aber dann doch geschafft, dass wie bereits erwähnt, ein Highlight des Lebens daraus wurde!

Related Entries

Natur

REISE